Wir hatten im Kurzsegelurlaub ein Erlebnis.
Am Montagabend gegen Mitternacht wollte ich zu den Dusch- und Waschräumen gehen, um mich "bettfertig" zu machen. Ich packte also meinen Waschrucksack und machte mich auf den Weg. Es war natürlich dunkel, aber dort stehen einige Laternen. Ich ging an der Slipanlage vorbei, das ist sowas:
https://media.flussinfo.net/media/cache ... 9e0ab2.jpg Unsere ist etwas kürzer (und gepflegter).
Als ich dran vorbei war, hörte ich ein Platschen. Ich drehte mich um und sah die Umrisse eines großen Tieres, das dort unten am Ende der Anlage trank. Dann schaute es mich an, die Augen leuchteten rot von den Laternen und ich sah kein Halsband und keinen Menschen. Mein erster Gedanke war: "Ein Wolf!" Ich bin zügig weitergegangen, an der Tür zum Waschraum drehte ich mich nochmal um und sah zwei große Tiere! Im Waschraum hab ich alles gemacht, was man so macht. Die ganze Zeit dachte ich: "Du musst da gleich wieder dran vorbei." Ich hatte echt Schiss und natürlich auch kein Handy mit. Dann war ich fertig, hab meine Segeljacke bis oben geschlossen, damit die Wölfe mich nicht so leicht fressen können und den Kulturbeutel, der recht schwer war, hatte ich bereit zum Zuschlagen.
Ich öffnete die Tür und sah nur noch ein Tier da stehen. Ich bin betont lässig und normal gegangen, im Abstand von vielleicht 3 oder 4 Metern an ihm vorbei. Dann sah ich im Schatten einer Laterne, dass er hinter mir war und mir folgte. Gaaaah, Panik, echt! Ich bin ganz normal weitergegangen, hab gedacht: "Jetzt bloß nicht rennen" und war dann am Boot. Noch nie im Leben bin ich so schnell über die Reling gesprungen und habe sofort dem Gatten zugerufen: "Ich hab so Schiss, ich glaube, da draußen sind Wölfe!"
Er: "Was? Ich geh gucken!" Ich sagte ihm, er solle doch dableiben, aber er meinte, er sei jetzt neugierig. Er nahm sein Handy als Taschenlampe mit und war weg. Kurz darauf kam er zurück gerannt: "Komm sofort mit, du musst mir leuchten! Schnell! Frag nicht lange, beeil dich!"
Er drückte mir sein Handy in die Hand, ich sprang erneut über die Reling und folgte ihm. Da stand der eine "Wolf" noch immer dort (mein Mann hatte inzwischen festgestellt, dass es ein großer Schäferhund war, der doch ein Halsband trug, das aber vom Fell fast verdeckt war). Und das andere "Monster" war ein noch größerer schwarzer Hund, der beim Trinken von der Slipanlage ins Wasser gerutscht war und nicht wieder rauskam. Er zappelte total verzweifelt und man sah nur noch seinen halben Kopf. Wahrscheinlich kämpfte er ja auch schon länger, denn als ich aus den Duschräumen zurück gekommen war, habe ich ja nur noch ein Tier gesehen.
Mein Mann schmiss sich bäuchlings auf die Slipanlage und redete ruhig auf ihn ein, damit er näher kam. Kein Halsband! Ich dachte, den bekommt er nie aus dem Wasser. Aber er hat es tatsächlich beim zweiten oder dritten Versuch geschafft. Er hat ihn am Nacken gepackt und mit einem Arm rausgezogen. Ich sagte: "Wow, der hat doch bestimmt 40 kg." Er meinte, eher mehr.
Der Hund war wirklich noch viel größer und kräftiger als der Schäferhund. Kein Wunder, dass ich Schiss im Dunkeln hatte!
Der Hund hat sich geschüttelt und ist zuerst etwas desorientiert herumgetorkelt aber dann lief er wieder normal und ist seinem Kumpel gefolgt, der inzwischen schon Richtung Ausgang des Hafengeländes gelaufen war. Im Nachhinein denke ich, vielleicht wollte der Schäferhund mich auf die Notlage aufmerksam machen, als ich vom Waschraum kam, und er ist deshalb hinter mir hergelaufen.
Am nächsten Tag haben wir den Hafenmeister gefragt, ob er vielleicht weiß, wo die Hunde hingehören, aber er wusste es nicht.
Jedenfalls konnte ich danach nicht direkt schlafen. Wir waren beide total aufgedreht und sind dann ca. um 2 Uhr ins Bett.